Typische Mittelmeerfische landen immer öfter in den Netzen von Ostseefischern. Forscher vom Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde (IOW) und von der Technischen Universität Dänemarks in Kopenhagen, haben deshalb Temperaturdaten aus 140 Jahren mit einander verglichen.
Sie wollen feststellen warum Anchovis, Meerbarben und sogar Schwertfische immer häufiger in den nördlichen Gewässern anzutreffen sind. Die seit insgesamt 140 Jahren gemessenen Temperaturen zeigen, dass es einen Anstieg um 1,4 Grad im sommerlichen Oberflächenwasser gibt.
Eine der ersten Auswertungen unter dem Gesichtspunkt des Klimawandels
„In der Fachwelt wusste man, dass solche belastbaren Langzeitdaten existieren doch bis auf die holländische Messreihe hat sie noch niemand unter dem Gesichtspunkt eines möglichen Klimawandels ausgewertet „, erklärt die Biologin Doris Schiedek vom IOW. Sie hat gemeinsam mit ihrem Kollegen Brian MacKenzie aus Kopenhagen die neuen Erkenntnisse im Wissenschaftsmagazin „Global Change Biology“ veröffentlicht.
Meerestemperatur seit 1985 um 1,4 Grad gestiegen
Die Analyse der Daten offenbaren zum einen, dass bereits in den vergangenen Jahrzehnten Klimaschwankungen aufgetreten sind. So konnten die Forscher etwa eine Warm-Periode um 1940-50 ausmachen. „In der Zeit von 1985 bis 2000 ist der Mittelwert der Wassertemperatur in den Monaten Juli bis September um insgesamt 1,4 Grad gestiegen“, erklärt die Forscherin. Damit ist der Anstieg dreimal so hoch wie die vom UNO-Klimabericht prognostizierte globale Erwärmungsrate von 0,03 Grad Celsius pro Jahr. „Auch der UNO-Klimarat hat darauf hingewiesen, dass Europa sich schneller erwärmt als die Erde als Gesamtheit und dass sich der Temperaturanstieg in den vergangenen zwölf Jahren beschleunigte. Unsere Ergebnisse korrespondieren also mit diesen Einschätzungen.“
Auswertung zeigen extreme Temperaturschwankungen auf
Die Auswertungen der Langzeitdaten aus Nord- und Ostsee zeigten neben dem ausgeprägten Temperaturanstieg, auch die Zunahme extrem warmer Sommer und ebenso extrem milder Winter. Für das Leben in der Ostsee bedeutet ein solcher Anstieg eine dramatische Änderung der Lebensumstände, da viele Lebewesen an kältere Temperaturen angepasst sind. „Mit dem Temperaturanstieg kommen diese Arten an ihre Anpassungsgrenze. Eine Rolle spielt zudem der geringe Salzgehalt der Ostsee und nach wie vor auch der Eintrag von Schadstoffen“, bemerkt die Biologin.
Veränderung um bis zu sechs Grad prognostiziert
In den kommenden hundert Jahren prognostiziert der Weltklimarat eine Veränderung mit bis zu sechs Grad. Da rechnen die Biologen mit einer deutlich veränderten Artenzusammensetzung in der Ostsee. „Dafür spricht schon jetzt die Zunahme von Fischen aus wärmeren Gefilden im Fang“, so die Forscherin abschließend.
Dieser Artikel stammt aus dem Archiv (Januar 2008)
… das passt. Das GKSS-Forschungszentrum Geesthacht hat gerade einen Bericht veröffentlicht, in dem die Forscher die voraussehbaren Folgen des Klimawandels für die Ostsee beschreiben. Die jetzt heimisch werdenden Arten werden demnach an ihrem neuen Lebensraum keine lange Freude haben.