Simultan durchgeführte Studien ergaben: Riesige Mengen an Plastik-Müll befinden sich in unseren Welt-meeren! Weltweit schlagen Forscher Alarm. In vielen Regionen sind mittlerweile mehr Plastik Partikel als Plankton feststellbar. Die meisten Kunststoffe, vorwie-gend aus privaten Haushalten und der Industrie, sind biologisch nicht abbaubar und ihre Giftstoffe werden über das Plankton aufgenommen. Für viele, im Meer lebende, Tierarten ist Plankton ein wichtiger Nah-rungsbestandteil. So gelangen die Gifte in die Nah-rungskette. Mit dramatischen Folgen für das gesamte Ökosystem und auch für uns Menschen, die am Ende dieser Nahrungskette stehen.
Der Plastik-Müll, der durch Meeresströmungen und Winde überall hin verteilt wird, stellt eine permanente und sehr konkrete Bedrohung für Delfine und Wale dar. Unzählige Meeressäuger sterben, weil sie sich in den Müll-Teppichen verfangen oder durch das Ver-schlucken dieser unverdaulichen „Beute“ elend zu Grunde gehen.
Green Ocean e.V.
Der deutsche Umweltschutz-Verein Green Ocean e.V. aus dem bayerischen Offenberg – Aschenau hat sich dieser Problematik angenommen und startet derzeit ein außergewöhnliches Pilot-Projekt. Zunächst soll an der toskanischen Küste in einem begrenzten Küsten-abschnitt die Müllmenge spürbar reduziert werden. Der Leiter des Projektes, Dr. Robert Groitl Dip.E.D. Ocea-nography, hat sich viel vorgenommen.
In der Region Pisa und Livorno werden im Mai gezielte Aktionen gestartet. Die Vorbereitungen hierfür laufen bereits auf Hochtouren. Mehrere Schulklassen wurden eingeladen, an vorgegebenen Strandabschnitten Säu-berungsaktionen zu unterstützen. Spezielle Müllcontai-ner werden aufgestellt. Den vielen Fischern, die bisher den Plastik-Beifang nicht entsorgen konnten, wird nun eine ökologische Alternative angeboten. Sie werden für den Transport des Mülls in den Hafen eine geringfügige finanzielle Entschädigung. erhalten. Anderer Müll, wie zum Beispiel alte Netze, die in besonderem Maße eine Gefahr für die Meeresbewohner darstellen, können die Fischer dann kostenfrei an den Sammelstellen abgeben.
Die Kommunen, Legambiente, der örtliche Natur-schutzverband, die Medien und auch die Küstenwache sind in diesem Projekt mit eingebunden und haben eine breit gefächerte Unterstützung zugesichert. Auch Andreas Morlok, der in der Vergangenheit mit vielen spektakulären Aktionen auf die Bedrohung der Delfine und Wale hingewiesen hat, wird das Projekt aktiv begleiten: „Diese Aktion ist ein wichtiges Zeichen im Jahr des Delfins und es ist möglich, die Lebensbedin-gungen für alle Meeresbewohner entscheidend zu verbessern.“
Das Pilotprojekt wird laufend dokumentiert. Auf dem Meer wird die Müllmenge von einem Forschungs-Schiff aus vor, während und nach der Aktion protokolliert. Parallel werten knapp 60 Universitäten die gesammel-ten Daten aus. Nach 6 und 12 Monaten werden die Ergebnisse der italienischen Regierung in Rom, der EU in Brüssel, ACCOBAMS (ein Abkommen zum Schutz der Wale und Delfine im Mittelmeer und im Schwarzen Meer) und der FAO (die zuständige UNO-Organisation) vorgelegt. Green Ocean e.V. möchte nachweisen, dass durch diese Aktion eine spürbare Abnahme der Müll-Menge in dieser Region erreicht wurde. Ziel ist es, dass dieses Pilot-Projekt nicht nur in ganz Italien, sondern auch von allen Staaten der Euro-päischen Union übernommen wird.
Dr. Groitl: „Die EU verfügt über 2,8 Millionen Fischer-boote. Es dürfte keine effektivere und auch kosten-günstigere Methode geben, unser Ökosystem von dem gefährlichen Plastikmüll zu befreien.“
Dieser Artikel stammt aus dem Archiv (Februar 2008)
Obwohl schon seit vielen Jahren dieses Problem bekannt ist, hat sich die Situation nicht verbessert, sondern eher verschlechtert, nicht nur zu Wasser, sondern auch zu Land. Zu Recht beklagten Umweltverbände die drohende Umweltkatastrophe, ändern würde sich jedoch nur etwas, wenn die politisch Verantwortlichen rigoros Verbote erteilen, wie z.B. Australien und China Plastikbeutel aus dem Verkehr ziehen wollen. Ein gutes Beispiel ist auch San Franciso, die als erste amerikanische Stadt Plastiktüten aus dem Supermarkt verbannt. Doch all diese Bemühungen (sofern diese auch strikt durchgesetzt werden), sind vergebens, wenn nicht alle Länder dieselbe Politik verfolgen. Leider hört und liest man von „unseren“ Verantwortlichen zu diesem Thema so gut wie nichts. Aber auch andere problematische Faktoren wie Herstellung (Unmengen von benötigtem Erdöl) und Verwertung der Plastiktüten sollten dazu führen, ein Ende dieses Wahnsinns endlich zumindest einzuleiten.